Wenn der Dezember naht

Ein Weihnachtsgedicht von James Krüss

Wenn frostig der Dezember naht,
liegt weicher weißer Schnee
auf Dach und Baum, Weg und Pfad.
Gefroren ist der See.

Die Kinder kommen aus dem Haus,
in dem der Ofen summt
und fahren mit dem Schlitten aus,
in Wolle dick vermummt.

Der Förster legt im Winterwald
die Futterplätze an
und Hirsch und Reh kommen bald
ganz ohne Furcht heran.

Der D-Zug, der elektrisch fährt,
schlägt Funken aus dem Rad
und einen Schlitten zieht das Pferd,
wenn der Dezember naht.

In allen Häusern aber sind
die Kinder aufgeregt
weil im Dezember jedes Kind
geheime Wünsche hegt.

Der Hans wünscht sich ein Schaukelpferd,
Susanne einen Bär
und Franz und Frieder, Gritt und Gerd,
die wünschen sich noch mehr.

Die Kinder schreiben ungehemmt
Wunschzettel, keck und frisch,
die Zunge seitwärts eingeklemmt,
so sitzen sie am Tisch.

Geflüstert wird, getuschelt wird,
es spitzt sich jedes Ohr,
und man holt Krippe, Ochs und Pferd
aus einer Lage vor.

Und eines Tages läutet dann,
das Glöckchen hoch und fein,
es läutet was es leuten kann,
den Weihnachtsabend ein.

Das altbekannte Zimmer glänzt,
als wär‘s ein neuer Raum
und dort, von Engelshaar bekränzt,
strahlt auch der Weihnachtsbaum.

Darunter steht das Schaukelpferd,
darunter sitzt der Bär,
darunter gibt‘s für Gritt und Gerd
und Hans und Klaus noch mehr,

Da glänzen Äpfel, blank und rot,
da gibt es Marzipan
und Eis-Bonbons und Früchtebrot
und eine Eisenbahn.

Brummkreisel, rot und blau lackiert,
dreht summend sich im Kreis.
Es wird geschleckt und schnabuliert
mit aller größtem Fleiß.

Erst spät am Abend gegen zehn,
das Haus ist kerzenwarm,
müssen die Kinder schlafen gehen,
ein Spielzeug unterm Arm!

Sie träumen unterm Kräuselhaar
sie träumen krumm und grad,
wie schön es wird im nächsten Jahr,
wenn der Dezember naht.

Nostalgie pur: Damals noch mit Kassette kennen- und auswendig gelernt, um es vor der ganzen Schule beim Weihnachtsfest vorzutragen.