Oder: wie die Tasche zu ihrem Futter kommt

Wenn ich eine Tasche fertig gehäkelt habe und auch der Reißverschluss sitzt, lasse ich sie ungern ohne Futter. Die gehäkelte Tasche ist oft grobmaschig, und damit keine Stifte oder anderes daraus hervorpiekt, bietet es sich an, Stoff einzunähen. Das mache ich per Hand, da ich bisher noch nicht in den Besitz einer Nähmaschine gekommen bin 😄

Wie füttere ich die Tasche?

Als Futter nehme ich gerne einen Stoff aus 100 Prozent Baumwolle. Da meine Taschen recht klein sind, reichen meistens auch Stoffreste aus, oder die kleineren Stoffe aus Patchwork-Sets. Am liebsten nehme ich gemusterte Stoffe, die ich mir ab und an bestelle – von Harry Potter, Drachen, Walen und Gewächshäusern waren schon viele verschiedene Motive dabei. Ein campender Bär findet sich daher auch schnell mal in einer grünen Tasche wieder. Manchmal nehme ich auch ein altes Oberteil, Bluse oder T-Shirt, das ich nicht mehr tragen mag oder mir nicht mehr passt, aber dessen Muster mir besonders gut gefällt. Das schneide ich mir dann für meine Taschen zurecht.

(Stümperhaft) die Tasche füttern – Schritt für Schritt…

Schritt 1: Sucht euch einen Stoff eurer Wahl aus, zu der Tasche eurer Wahl. Ob bunt oder einfarbig, gemustert oder gestreift, Piraten, Bären, Einhörner oder Gewächshäuser – Stoff und Muster sind in diesem Schritt sorgfältig zu bewundern, Seufzen und Grinsen sind dabei ausdrücklich erlaubt!

Schritt 2: Der Futterstoff wird dann auf einem Tisch oder einer ebenen Fläche ausgebreitet und die Tasche darauf platziert. Durch Hin- und Herdrehen der Tasche schätzt ihr die Größe des Stoffes ab, die zum Füttern gebraucht wird. Oft gibt es im Stoff bereits Falten vom Zusammenlegen, hieran kann sich gern orientiert werden, denn es gilt: Willst du etwas sauber halten, leg‘ es in die alten Falten.

Schritt 3: Völlig unbedarft und stümperhaft den Stoff mit einer Bastelschere entlang der Falte auf die zuvor abgeschätzte Größe zurechtschneiden. Alternativ die benötigte Größe vorab markieren und mit einer Stoffschere in die richtige Größe schneiden.

Schritt 4: Sich freuen und das erfolgreich zurechtgeschnittene Stoffstück bewundern.

Schritt 5: Das Ergebnis zur Seite legen und für etwa zwei Stunden bei Raumtemperatur ziehen lassen. In der Zwischenzeit eine Tasse Tee kochen und einige Folgen Battleship Galactica (wahlweise kann an dieser Stelle auch etwas anderes geschaut werden) nachholen.

Schritt 6: Jetzt heißt es, ran an die Nadeln – kurze Seiten des Stoffes zur Mitte falten und an die Tasche anpassen. Entlang der späteren Nähte die Stecknadeln befestigen. Sich dabei mehrmals in die Finger stechen – bevorzugt unblutig. (Dieser Teil von Schritt 6 kann wahlweise auch entfallen.)

Schritt 7: Futterstoff in die gehäkelte Tasche stecken und schauen, ob die Größe passt.

Schritt 8: Futterstoff wieder aus der gehäkelten Tasche fummeln, sich darüber ärgern, dass die Stecknadeln von innen in der Wolle hängen bleiben.

Schritt 9: Wenn Schritt 7 von Erfolg gekrönt war nun zu Schritt 11 – und wenn nicht: Zurück zu Schritt 5, Vermeidungstätigkeit ersetzen und danach: Stecknadeln rausfummeln, nochmal neu anpassen und feststecken.

Schritt 10: Die Garnsammlung konsultieren, ob man ein farblich passendes Nähgarn zum vorhandenen Stoff sein Eigen nennen kann. Sich tierisch über das gut sortierte Garn-Set freuen – sollte keins vorhanden sein: Hopp hopp, eins besorgen!

Schritt 11: Faden gekonnt in die Nähnadel einspannen und auf geht die wilde Fahrt: Immer entlang der mit den Stecknadeln vorgesteckten Linien die kurzen Seiten zusammennähen. Gleichzeitig die Stecknadeln nach und nach entfernen.

Schritt 12: Ergebnis bewundern und huldigen, wiederholt fotografieren. Handarbeit zur Seite legen, Pause machen, aufstehen, sich strecken und eine zweite Tasse Tee kochen.

Schritt 13: Entfällt, soll ja kein Unglück bringen…

Schritt 14: Den überflüssigen Stoff an den Rändern auf eine akzeptable Breite reduzieren, vorzugsweise mit der oben bereits erwähnten Bastel- oder Stoffschere. Fertiges Futter in die Tasche stopfen. Wenn der Stoff passt, es keine Beulen oder überflüssigen Stoff und Falten gibt, glücklich lächeln.

Schritt 15: Kurze Seiten des Stoffs nach innen vor den Reißverschluss schlagen, so dass die Reißverschluss-Naht verdeckt wird und nicht mehr gewieft hervorlugen kann. Stecknadeln zücken und frischen Mutes die umgeschlagene Falte feststecken – auch dieses Mal bevorzugt unblutig.

Schritt 16: Auf der anderen Seite genauso verfahren. Bei Erfolg zurücklehnen und freuen, Tasche wiederholt auf- und zuziehen, das großartige Gefühl von Erfolg und Freiheit genießen – bevorzugt mit einem Schluck warmen Tee. Bei Misserfolg: ran‘ an die Nadeln, zurück zu Schritt 15 und nochmal den Stecknadel-Tanz tanzen.

Schritt 17: Farblich passendes Nähgarn zücken, Faden einspannen und hinab mit ihm in die Stoffbahn – immer entlang der Falzklippe, knapp unter’m Radar entlangnähen. Hier heißt es Achtung! Bei wild, knall, buntfarbigen Garnen lugen diese gerne zwischen dem Häkelmuster hervor.

Schritt 18: Von der Mitte des Reißverschlusses zu den Rändern arbeiten, die Nadel wie einen kleinen Delfin von Welle zu Welle, von Nahtabschnitt zu Nahtabschnitt springen lassen. Bei Erfolg – Knötchen machen, Faden vernähen, abschneiden. Tasche nun wiederholt öffnen und schließen, sich an dem funktionierenden Reißverschluss erfreuen, unnütze, völlig wahllos zusammengeklaubte, gerade griffbereite Dinge in die Tasche stopfen, auf- und zuziehen – und fotografieren was das Zeug hält.

Tee schlürfen, zurücklehnen, Tasche streicheln – fertig!